20. März 2024 in #Ghana:
Der Entschluss ist gefasst: Der Toyo und ich fahren die Westküste alleine zurück nach Hause. Ich habe keine Lust den Toyo Container tauglich zu machen. Der Toyo und ich verstehen uns prächtig und ich habe einiges auf der Reise gelernt. Und Jürgen traut es mir zu und findet das auch gut.
Werde jetzt noch einen Nationalpark in Ghana besuchen und dann relativ schnell durch die Elfenbeinküste, Guinea in den Senegal fahren. Freue mich schon auf die Zebrabar als Zwischenziel, wo ich dann wieder am Atlantik entlang fahre. Drückt mir die Daumen.
Goldminen von Tarkwa
21. März 2024 in #Ghana
Afrikas Goldküste, so wurde das heutige Ghana einst genannt. Ghana ist bekannt für seine kolonialen Festungen, wo das Gold gelagert wurde. Erst später kam der Sklavenhandel dazu.
Im Hinterland gibt es große Goldminen und in einer der größten habe ich mich mit dem Toyo reingemogelt. Es gibt hier viele Artgenossen vom Toyo, die hier in den Minen rumfahren und so hat das Sicherheitspersonal mir selbstverständlich die Schranke geöffnet 🤣
Es werden ganze Bergketten abgetragen und nach Gold durchkämmt. Insgesamt ist es eine riesige Landschaft mit einem Dorf. Hier musste viel Regenwald für Gold weichen. Weiter drinnen ließen sie mich nicht mehr passieren und bei einer anderen Ausfahrt waren sie etwas erstaunt, wo ich herkam. Anschließend habe ich im Campus der University of Mines and Technology gegessen und mit den Studierenden geplaudert.
Die Fahrt durch die Goldstadt Tarkwa glich einer Offroad-Schlammtour. Respekt an die Taxis, die tiefe Wasserpassagen und Schlamm mit ihren alten Autos im Stau meistern. Dazwischen überall die großen Trucks, geladen mit dem Abbruch aus den Goldminen. Die Stelle vom Foto war einer der harmlosen. Fahren und fotografieren geht nicht so gut. Die tiefen Schlammlöcher sind mit dem Toyo harmlos, aber die armen Taxis, die von den Rändern der Schlammlöcher drohten runterzurutschen und erleichtert oben auf der Spur im Weg stehen bleiben. Oder die großen LKW, die in zwei Krater-Schlamm-Mulden feststecken und es gilt sie zu umschiffen …
Auf der Suche nach einem Nachtlager, entdecke ich eine umzäunte Hotelanlage und frage beim Sicherheitspersonal an der Schranke. Natürlich kann ich hier sicher umsonst nächtigen. Hier in der Region ist alles Gold /Gelb, so campe ich heute im Hotel Bogoso Golden.
Im Goldrausch …
… schwindet der Regenwald
22. März 2024 in #Ghana
Nach den großen Goldminen von Tarkwa geht es weiter nordwärts. Nach Bogoso, wo ich übernachtet habe, wird es von Kilometer zu Kilometer turbulenter, wie einst im wilden Westen. Viele sind im Goldrausch, große bis kleine Firmen mit großen Maschinen bis hin zu Menschen die im See stehend mit oder ohne Quecksilber (?) nach Gold schürfen. Dubiose Goldstände reihen sich am Straßenrand entlang. So weit das Auge reicht werden ehemalige Regenwaldhügel abgetragen und nach Gold durchkämmt. Große Lastwagen mit Urwaldriesen beladen, kommen mir entgegen ;-(
Auch mehren sich die Polizeikontrollen mit denen ich mittlerweile ganz gut klar komme. Einer allerdings wollte mich als Frau nicht alleine weiterfahren lassen. Er bietet mir seine Begleitung an, weil es für mich alleine zu gefährlich sei. Ich frage ihn, ob es ein Gesetz gäbe, das eine Frau hier nicht alleine weiterfahren darf. Daraufhin lässt er mich passieren. Weiter im Norden wird es wieder ruhig und ich fahre durch schöne Regenwald Fragmente. Hier gibt es wohl kein Gold 🥇
Bia Nationalpark
23. März 2024 in #Ghana
« Verstecken oder gefressen werden »
In Anlehnung an „Fressen oder gefressen werden“, was sich sehr gut in den großen Savannen mit Löwen und den vielen Huftieren beobachten lässt.
Der Druck der Wilderer ist auch hier im Regenwald Bia Nationalpark sichtbar: Es wird alles gewildert, was essbar – ergo ist kein Wildtier zu sehen.
Auf meiner Tour mit zwei bewaffneten Rangern wegen Wilderern kommen wir an einem verbrannten Baum mitten im Nationalpark vorbei. Die Wilderer zünden den Baum an, damit der Baumschliefer in ihre Hände runter klettert. Sie können leider nicht von Baum zu Baum fliehen wie Primaten. Der Regenwald-Baumschliefer (Dendrohyrax dorsalis) – auch Hyrax genannt – schläft tagsüber in Baumhöhlen. Er sieht aus wie ein Murmeltier, ist aber mit den Elefanten verwandt. Beim campen im Regenwald höre ich sie fast immer am späten Abend. Selbst vor den wunderbaren nächtlichen lauten Rufen der Baumschliefer machen die Wilderer kein Halt.
Es gibt alleine hier mehrere hunderte Wilderer, die das Bushmeat an viele wohlhabende Abnehmer verkaufen statt irgendwann satt und faul zu sein, wie die Löwen in der Savanne und die Huftiere relaxt in der Nähe der Löwen grasen. In Uganda fand ich das sehr beeindruckend.
Die unendliche Gier des Menschen greift auch hier hart in die Natur ein und endet darin, dass selbst Milliardäre nicht satt werden können. Unser Sättigungsgefühl ist uns abhanden gekommen und kennt keine Grenzen.
Der Effekt:
Keine Wildtiere zu sehen! Sie verstecken sich alle.
Am Ranger Post am Rande des Nationalpark sind die Primaten manchmal sichtbar. Hier fühlen sie sich durch die Anwesenheit der Ranger geschützt. Eine aktuelle Studie hat den positiven Effekt von wissenschaftlichen Feldstationen für den Artenschutz aufgezeigt. In diese Bereichen wird weniger gewildert.
So versuche auch ich mein Glück Primaten beim Ranger Post zu sichten. Ich höre es rascheln, die Vögel verraten leider meine Anwesenheit, ich höre Primaten rufen, ich antworte und sie antworten mir zurück, bleiben aber für mich unsichtbar. Das schaffe ich ein paar Mal. Immerhin, sie kommunizieren mit mir! Wie einst es mein wissenschaftlicher Großvater Konrad Lorenz tat. „Er redet mit dem Vieh, …“ ist ein Buch von ihm.
Der Manager ist begeistert und will das auch in Zukunft probieren, um die Affen in dem geschützten Bereich ein wenig an Touristen zu gewöhnen.
Er stellt mir einen Stuhl vor seine Hütte mit gutem Ausblick, wo seine Wäsche trocknet 🤣
Aktuell pflanzen Sie um den Ranger Post viele Früchte für die Primaten, damit sie geschützt fressen können und in Zukunft sichtbar sind für Touristen. Eine gute Idee, die ich schon von der Zebrabar in Senegal kenne. Martin hat über Jahrzehnte das Umfeld der Campsite für Vögel, Patas Monkeys und andere Wildtiere positiv verändert.
Was mache ich hier eigentlich werden sich manche fragen. Zum einem liebe ich es im Regenwald zu sein, auch wenn es immer sehr schweißtreibend ist und zum anderen erhalte ich einen sehr guten Überblick, wo die Probleme liegen, wo Geld sinnlos versickert und welche Projekte gut funktionieren. Habe jetzt auch einige Ideen entwickelt und auch interessante Zusammenhänge in der Natur für mich erobert.
Der Bia Nationalpark ist ein wunderschöner Regenwald. Viele große Urwaldbäume stehen hier. Seit Jahrhunderten liefern sie den Primaten Futter. Diese wiederum verteilen die Samen der Bäume durch ihre Ausscheidungen im ganzen Regenwald, damit sich dieser immer wieder verjüngt und widerstandsfähig bleibt. Und in Zukunft …
Wer stempelt, hat Macht
… zumindest an der Grenze!
24. März 2024 an der Grenze #Ghana #Elfenbeinküste
Heute war viel Geduld gefragt. Es fängt schon beim bezahlen im Nationalpark an: Der Manager der Finanzen muss aus dem Dorf geholt werden, das dauert, er kommt fröhlich an und hat den Schlüssel zuhause vergessen, ok, ich übe mich in Geduld. Die Buchhaltung war interessant.
Auf der Straße kommt – für mich ein Bananen-Verkäufer – an einer Sperre auf mich zu und möchte mit mir reden. Ich frage ihn nach seiner Funktion und ID Karte. Dann wird mir die ganze Mannschaft der Polizeistation von Chef, Chef von Chef und Co mit Ausweisen vorgestellt. Beeindruckend viele Polizisten in ziviler Kleidung, die alle viel Zeit haben. Ein fröhlicher Plausch und dann geht es weiter. Weitere Kontrollen folgen.
An der Grenze ist es diesmal etwas mühsam: Der Zöllner von Ghana starrt über eine halbe Stunde mit zwei weiteren auf das Carnet de Passage (Pass fürs Auto). Während dieser Zeit fällt es keinem auf, dass der Name in meinem Pass nicht mit dem Namen im Carnet übereinstimmt. Die starren einfach drauf, um einen Mürbe zu machen! Nicht mit mir, ich habe Zeit und genug Fotos auf dem Smartphone zum sortieren. Später verkündet einer ganz stolz, er sei fertig, während er endlich stempelt. Ich gratuliere ihm strahlend 🙂
Die Gesundheitsbeamten erspähen mich und zitieren mich in ihr Büro, messen Fieber, ein Formular muss ich ausfüllen und meinen Impfpass vorzeigen. Ok, dass hätte ich für die Ausreise wohl nicht gebraucht, aber die hatten sich wohl gelangweilt und ein kleiner Plausch ist ihnen immer sehr willkommen.
Ab jetzt ist wieder französisch angesagt. Hier spricht keiner englisch.
Zwischen der Grenze im Niemandsland stoppt mich ein sehr aggressiver Polizist aus der Elfenbeinküste, ich bleibe extrem ruhig und freundlich und irgendwann springt er wütend fuchtelnd auf sein Moped und ich musste ihm zum nächsten Posten folgen. Frau kann wohl alleine geradeaus zum nächsten Posten nicht fahren. Na dann, am Zoll angekommen verliere ich ihn „aktiv“ aus den Augen und plausche fröhlich mit den Zollbeamten. Irgendwann gibt er auf und fährt zu seinem Posten zurück. Der eine wollte eindeutig geschmiert werden, der andere durch hartnäckiges Starren aufs Papier, vielleicht wächst ein Schein…
Der Zollbeamte der Elfenbeinküste ist beten gen Mekka und der Stempel ist verschlossen, mal schauen wie lange das wieder dauert. Ein junger engagierter Zollbeamter fährt auf seinem Moped voran zur Einreise. Der Beamte dort, will aber erst nach dem Zoll die Einreiseformalitäten abwickeln. Also wieder zurück zum Zoll und warten. Der Chef kommt nach einer Stunde majestätisch im Auto angefahren, richtet sich gemütlich in seinem Chefbüro ein und nach einer Weile darf ich sein heiliges Büro betreten. Dann startet er einen unendlich erscheinenden Plausch. So langsam bringe ich ihn dazu seinen Stempel zu benutzen und elegant einen Ausstieg aus dem Gespräch ohne Schmiergeld zu finden. Au revoir!
Der Beamte der Einreise schreibt Buchstabe für Buchstabe extrem langsam alles in sein großes Buch. Der Stempel kommt zum Vorschein, wo erstmal das Datum mittags eingestellt wird. Heute stehen außer mir nur zwei Personen aus Ghana im Buch, die keinen Stempel brauchen. Er ist so freundlich und ruft die nächste Polizeikontrolle an, dass meine Papiere alle korrekt seien. Die winken mich auch ein paar Kilometer später freundlich durch.
Die Taktik ist immer wieder ähnlich: einschüttern, zermürben mit nichts tun oder direkt dreist nach Geld fragen.
Eindeutig zu viele Offizielle und über die ganze Zeit hinweg nur ein Opfer an der Grenze, da braucht es dann seeeeehr viel Geduld!
Chez YED in Abengourou
24. März 2024 in der #Elfenbeinküste
Bin bei Freunden von Chloe, die die WAT Westafrika Gruppe in Facebook und WhatsApp moderiert. Chloe wohnte in Grand Bassam in der Elfenbeinküste und zog zu der Zeit gerade nach Accra um. Nach dem Schock war sie für mich eine wichtige Anlaufstelle und eine mentale Unterstützung bis in den Senegal. Danke liebe Chloe!
Chantal und Urbain haben ein sehr gut besuchtes Restaurant mit wirklich leckerem Essen. Interessante Atmosphäre zum beobachten, fast wie zuhause beim Griechen.
Die beiden sind extrem gastfreundlich zu mir. Das erstaunt mich immer wieder, wie herzlich und hilfsbereit die Menschen in vielen Ländern Afrikas sind: Sie passen auf einen auf, helfen einem Geschäfte zu finden und alltägliches auf der Reise zu erledigen. Mit Chantal war ich gemeinsam shoppen 🛒, das war eine lustige Tour.
Gonaté
25. März 2024 in der #Elfenbeinküste
An der Hauptstadt Yamoussoukro vorbei, mache ich heute noch Strecke und frage bei einem Gesundheitszentrum / Krankenhaus in einem Dorf an. Natürlich kann ich hier übernachten und sei auch sicher.
Daloa: Forêt des singes de Gbétitapéa
26. März 2024 in der #Elfenbeinküste
Ein Dorf mit einem kleinem Regenwald, grandiose majestätische Ahnen-Gräber und Lowe-Meerkatzen. Sie springen auf den Gräbern rum: Jungtiere spielen, ein Muttertier säugt ihr Junges und ganz oben auf dem Grabstein ein besonders guter Ausblick. Auch eine Kleine Weißnasenmeerkatze lässt sich auf einem Ast kurz blicken. Hier möchte ich später auch liegen.
Für die Menschen in diesem Dorf sind die Affen ihre Vorfahren und Teil des Dorfes.
Gelebte Evolution!
Primate-Watching:
Lowe-Meerkatze
Lowe’s Monkey
(Cercopithecus lowei)
Cercopithèque de Lowe
Kleine Weißnasen-Meerkatze
Eastern Lesser Spot-nosed Monkey (Cercopithecus petaurista ssp. petaurista)
Les Singes de la Forêt sacrée de Gbêbleu
26. März 2024 in der #Elfenbeinküste
Und heute gleich noch mal Lowe’s Monkeys: In der Nähe der Stadt Man in der Elfenbeinküste ist der heilige Affenwald die Heimat einer Population von Lowe-Meerkatzen (Cercopithecus lowei). Sie sind der Legende zufolge die Nachkommen von Menschen, die sich in Primaten verwandelt haben, um den Kolonisten zu entkommen. Es ist strengstens verboten, das bewaldete Schutzgebiet zu betreten, in dem diese Affen leben. Am Rande des Waldes konnte ich die Affen beobachten.
Ein bisschen wie « Die heiligen Affen des Dorfes Soko » in Bondoukou (Elfenbeinküste). Dort soll laut Legende ein Zauberer vor langer Zeit alle Einwohner des Dorfes in Affen verwandelt haben, um sie vor den Angriffen ihrer Feinde zu schützen. Leider wurde der Magier selbst Opfer seines Tuns. So konnte er seinen Zauber nicht mehr rückgängig machen. Seither gelten die Affen hier als heilig.
Sacred Monkey Forest
Es gibt einige dieser heiligen Affenwälder in Afrika. Ein Waldfragment als aktiver religiöser Ort, manchmal eine Touristenattraktion und damit zusätzliche Einnahmequelle für Lokals, ein sicheres Umfeld für besonders bedrohte Primaten und zunehmend ein wichtiger Ort für die Forschung, da der natürliche Lebensraum – der Regenwald – für Primaten in rasanter Geschwindigkeit schwindet.
Bevor es weiter nach Guinea 🇬🇳 geht …
… gönne ich mir ein leckeres Essen. Will /muss innerhalb von 5 Tagen im Transit durch Guinea nach Senegal fahren. Auf den schlechtesten Straßen Afrikas wird das eine Herausforderung.
Hier geht es weiter:
Die Guinea 5 Tage Rally (4)
Und hier zum Anfang der Serie
Plötzlich allein in Westafrika, was nun?