Am Morgen kommt Mamadou und bringt ein elektrisches Haarschneidegerät zu unserem Standnachbarn Alix. Das Gerät ist defekt und er hofft, Alix kann ihm helfen.
Bei der Gelegenheit erfahre ich, dass Mamadou auch als Friseur tätig ist. Durch das defekte Gerät hat er momentan Verdienstausfall. Ich brauche gerade einen Haarschnitt und so ein Gerät habe ich dabei. Eine Vereinbarung ist schnell getroffen und Mamadou schneidet mir die Haare und wir haben viel Spass dabei. Der Preis für die Dienstleistung liegt bei etwas mehr als 50 Cent.
Später erzählt Mamadou uns von seinem Wunsch über Guinea-Bissau an die Küste und mit einem Boot auf die Kanarischen Inseln zu kommen. Barbara versucht ihm begreiflich zu machen, welche Gefahren ihm auf der Reise drohen und dass die Flüchtlinge kein einfaches Leben in Europa erwartet, sondern Lager und Abschiebung. Diese Fakten werden komplett ignoriert. Jeder kennt hier einen, der es geschafft hat und so geht die Migration weiter. Die Vorstellung, dass man in Europa bald ein Haus und Auto hat, sind weit verbreitet. Die Werbung der Schleuser tut ein Übriges.
Für die Überfahrt braucht man ein Visum und Geld für den Schleuser. Dazu verschulden sich die Leute bei der Familie und im Dorf. Natürlich wird erwartet, dass diese Schulden zurückgezahlt werden, wenn man es geschafft hat. So kommt ein hoher Druck auf, in Europa Geld zu machen und an die Familie zu schicken
Wir diskutieren im Auto noch eine Weile über die Aspekte der Flüchtlingsströme. Europa braucht hier dringend gute Lösungen, sonst hört das nicht auf. Solange die Menschen keine Perspektive in ihren eigenen Ländern haben, wird die Migration weiter gehen. Höhere Grenzen um Europa werden das Problem nicht lösen.
Unsere nächste Station liegt an einem Wasserfall im Gebiet Fouta Djallon. Nach endloser Offroadstrecke erreichen wir den schönen Wasserfall und verbringen die Nacht in der Nähe. Gerade noch Spaghetti gekocht, bevor es dunkel wurde. Das Rauschen des fallenden Wassers hören wir beim Einschlafen.
Oh Jürgen, das ist hard stuff. Wir können auch viele Berichte davon erzählen. Wäre definitiv etwas fürs Lagerfeuer. Ich kann mich an eine hübsche junge Frau in Gambia erinnern, die mich gefragt hatte, wie es ihr in Europa ergehen wurde. Ich hatte ihr gesagt, dass das Leben als Flüchtling jämmerlich ist und sie über kurz oder lang vermutlich im Bordell landen würde. Vielleicht würde sie auch vorher auf der Überfahrt ertrinken. Sie war erschrocken, da ich nicht zimperlich war.
Das sind alles Glücksritter, deren Hoffnung dann im Dreck der Gosse landet. Wie man das löst, weiß ich selber leider nicht. Nur offene Grenzen lösen das nicht. Da bin ich mir zu 100% sicher. Eher harte Tür mit Ausweiskontrolle.
Dennoch gute Lösungen verursachen meistens zunächst Schmerzen. Ich glaube aber, dass es diese nicht geben wird, obwohl es zu wünschen wäre.
Für mich ist zB. Religion und Überbevölkerung ein Problem. In Südamerika ist es die Kirche, die richtig Unfug treibt. Natürlich auch die Korruption.
Alles traurig, real und mir schlussendlich dann auch irgendwann egal, weil es eh nicht zu ändern ist.
Sehr interessanter Bericht, macht immer wieder nachdenklich, wenn man das alles liest. Vor allem, wenn die Schicksale Gesichter und Namen bekommen und man mit denen zu tun hat.
Hoffentlich konntet ihr seine Maschine fixen, dass er wieder arbeiten kann und nicht irgendwo auf dem Meer ertrinkt oder im Lager hausen muss sollte er sich nach EU auf manchen.
salut les amis,
il me semble reconnaître la cascade de Salaah (???) . on peut y voir des chimpanzés .