iNomads.de

Bye-bye Afrika (7)

15. April 2024 in #Marokko

Auf dem direkten Weg durch Marokko zur Fähre fällt es mir schwer den Kulturschock zu überwinden. Nach langem Fahrtag suchen ich mir einen Platz auf einem einfachen Campingplatz im Süden von Marokko. Schwungvoll fahre ich in eine markierte Campingbucht und sofort kommt ein Deutscher auf mich zu gerast, dass das alles reserviert sei für seinen „Camper-Camping-Club“ und er 20 nagelneue Pylonen fein säuberlich nummeriert mitgebracht und aufgestellt hätte. Wie die Handtücher auf Malle!

Ich komme aus einer anderen Welt. 

Der organisierte Tourismus ist auf einmal mit voller Wucht da. Welcome in «  Brave new World » ;-(  

Grüne Steinsand-Wüste

16. April 2024 in #Marokko

Wir waren im Nationalpark Souss Massa schon bei der Hinfahrt. Traumhafte Küstenstrecke, Dünen und im Hinterland Sukkulenten in einer grünen Steinsand-Wüste, die ich diesmal durch Zufall endlich finde. Sieht aus wie ein durchgehender grüner Teppich. Schon erstaunlich, wie Pflanzen mit so wenig Wasser überleben. Leider kurz danach kippen die Leute ihren Müll in diese phantastische Landschaft. 

An der Atlantikküste in Marokko sind die Zugvögel schon nach Europa weitergezogen. Die haben mich überholt – auch für mich wird es wohl Zeit weiterzuziehen 😉

Vom afrikanischen Kontinent blicke ich auf den Atlantik, Gibraltar und das Mittelmeer. Morgen verlasse ich wohl mit stürmischem Wetter Afrika. Da verzichte ich besser aufs Frühstücken. Auf Europa blickend kommt Trauer bei mir auf. Es gilt Abschied zu nehmen, von einer grandiosen Rückfahrt der Westküste entlang, die mit extremer Unsicherheit und auch Angst begonnen hat. Step-by-Step habe ich mir immer mehr zugetraut und auch geschafft. Dinge, die für mich vor der Reise unmöglich schienen, tat ich einfach. Das hat sich nach den anfänglichen Schwierigkeiten saugeil angefühlt. Die Gastfreundschaft, das Herz am rechten Fleck von vielen Afrikaner, die oft unter sehr erschwerten Bedingungen meist unter freiem Himmel einfach fröhlich sind.

Es fällt mir wirklich schwer diesen wunderbaren Kontinent zu verlassen. Auf der Fähre schiessen mir die Tränen in die Augen, bye-bye Afrika, ich komme wieder!

I love Afrika 🥰

Nachtrag: Oft werde ich gefragt, wie gefährlich Afrika im Allgemeinen und besonders für eine alleinreisende Frau sei. Mit gesundem Menschenverstand und entsprechendem Verhalten empfinde ich Westafrika als sicher. Was ist sicher? Ein korrupter Polizist der auf mein Auto einschlägt und mich bedroht, wirkt gefährlich. Auch die wissen wo ihre Grenzen liegen. Letztendlich tun sie einem nichts. Darauf vertraue ich und bleibe gelassen freundlich. Für andere fühlt sich das gefährlich an. Mit Waffen wurde ich nie bedroht. Die gefährlichste Situation in Afrika für mich war ein schweizer Motorradfahrer, der wohl dank einer Nahkampfausbildung versuchte mich zu attackieren, weil ich ihn gefragt habe, warum er mich als typisch Deutsch bezeichnete. Der hatte eindeutig eine zu kurze Zündschnur …

Epilog: Die Ankunft in Europa, das Reisen mit Flamingos

Kühl, windig und natürlich sauber aufgeräumt empfängt mich Europa. Auf der Flucht vor starkem Wind, lande ich in einem Kite Hotspot, wo es natürlich auch viel Wind gibt 🤣 Und trotzdem warten die Surfer vergeblich auf Wellen: Starker Wind, aber keine Wellen, weil der Wind vom Landesinneren ins Meer flach rein weht. An der Westküste am Atlantik in Afrika gab es fast immer eine starke brüllende Brandung, selbst bei Windstille.

Eingequetscht zwischen einer schier endlosen Schlange von LKWs pustet der Sturm mich fast von den Autobahnbrücken. In Guinea standen weit über 90 Prozent der LKWs am Straßenrand, das Fahrerteam sind Mechaniker, die in einer mobilen Werkstatt mit Bleibe leben. Sie kochen, sie schlafen und reparieren auf der Straße oder wenn sie Glück haben am Straßenrand. In Europa sind ein bis zwei Spuren voll mit LKWs, die nur für eine Schlaf-Zwangspause auf Parkplätzen verweilen. Der Konsum rollt … 

Wer belastet den Planeten mehr? Bei uns sehe ich oft sauber aufgeräumte Monokulturen. Ein Olivenöl von einer Finca klingt doch gut. Auf dem Weg sehe ich eine Beton-Finca mit Massen-Schweinemast, Monokultur und Industrielle Produktion. In Afrika sehe ich die Müllberge, Holzkohle und chaotisch abgebrannte ehemalige Regenwälder …

Eine Kaltfront zieht Ende April durch Europa, die Nächte sind bitter kalt, ich muss mich warm anziehen, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war ja eine warme Afrika Tour geplant und der dicke Daunenschlafsack liegt zuhause. Ein Wärme-SOS-Paket mit Merino-Unterwäsche, dicke Socken, Schal und die Schaffelle sind auf einmal sehr nützlich. Morgens um 5 Uhr ist es am kältesten. Also stehe ich früh auf und fahre mit Heizung kuschelig weiter. Nach Matsche im Regenwald und Sand in der Wüste sichte ich Schnee, oh je! Schnee statt Sand empfängt mich im Schwarzwald. Ist es die Kälte die uns zu dem macht, was wir sind?

Tröstlich, ich treffe wieder meine Reisebegleiter, den Regenbrachvogel und die Flamingos. Gemeinsam pausieren wir jetzt entlang der Mittelmeerküste, wie zum Beispiel im Ebro-Delta. Auf ihrer langen Reise steuern die Zugvögel Rastplätze an, wo sie sich voll futtern fürs Weiterfliegen.

Und ich sitze auf dem Dach vom Toyo und genieße den Ausblick beim speisen. Auch ich muss immer wieder Essen bunkern, Wasser fassen und Tanken. Auch der Toyo braucht Nahrung.

Auch wenn Flamingos oft ihren „Kopf in den Sand stecken“, natürlich ihren Kopf ins Wasser stecken, auf der Suche nach Nahrung und sich im Kreis drehen, sind es faszinierende Vögel. Im Herbst sind wir die Westküste entlang mit den Flamingos gen Süden gereist und jetzt im Frühjahr zurück Richtung Norden. Im Senegal habe ich die letzten Nachtzügler gesehen, die aus der Camargue stammen. Auf vielen Zugvögel-Rastplätzen habe ich mit den Flamingos gerastet. Und auf dem Weg in die Camargue wurden es immer mehr. Die Flamingos sind an ihrem Ziel angekommen. In der Camargue verabschiede ich mich von den Flamingos 🦩, stecke den Kopf nicht in den Sand und ziehe weiter in den Norden heimwärts. Mein Freund der Regenbrachvogel zieht weiter als ich – bis in den hohen Norden. 

Ankunft in München

25. April 2024

Yeah, ich bin alleine als Frau von Ghana bis nach Hause gefahren. Es war eine grandiose Zeit und ich bin weit über meine Grenzen hinaus gewachsen. Am Anfang war ich völlig überfordert mit der Situation und zusätzlich die Sorgen um Jürgen, der weit weg in Deutschland war. Plötzlich alleine in Schwarzafrika habe ich jeden Tag etwas Neues erobert und Step by Step an Sicherheit gewonnen. 

Und endlich wieder vereint mit Jürgen ❤️

2 Kommentare zu “Bye-bye Afrika (7)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert